Stammtisch 1. Dezember 2008: Vortrag Kerstin Horak: „Massentourismus nachhaltig gestalten – Vision oder Illusion?“
Bereits in der 80er Jahren wurde erkannt, dass der (Massen-)Tourismus für viele negative Effekte, besonders in den Entwicklungsländern, verantwortlich ist und somit seine eigentlichen Chancen nicht nutzt. Die im Rahmen der Rio-Konferenz 1992 definierten Nachhaltigkeitsstrategien wurden auch für den Tourismus übersetzt und fanden schließlich 1999 auf der Konferenz des CSD politische Beachtung.
Aber die bisherigen Versuche, diese Leitlinien auf den Massenmarkt zu übertragen, scheiterten und es soll der Frage nachgegangen werden, welche Gestaltungsmerkmale Massentourismus aufweisen muss, um nachhaltiger sein zu können und wie man entsprechende Angebote konzipieren kann.
Autor: Martin
Vortrag Jetwing Youth Development Project, Sri Lanka
Stammtisch 10. Februar 2009: Vortrag Nicole Häusler: „‚We dreamed a dream‘ – Jetwing Youth Development Project, Sri Lanka“
“Jetwing Hotels” besitzt neun Hotels der gehobenen oder Luxus-Klasse in Sri Lanka und wird von einer einheimischen Familie geführt. Neben einem vorbildlichen Umweltmanagement in allen Hotels hat Jetwing 2007 ein interessantes Ausbildungsprojekt für Jugendliche im kulturellen Dreieck Sigiriya aufgebaut: Jetwing Youth Development Project. Für die neu eröffnete Ecolodge „Vil Uyana“ erhielten zunächst über 100 Jugendliche aus armen Familien in der Region über sechs Monate Englischunterricht und Grundkenntnisse in der Hotelausbildung. 50 junge Erwachsene oder alleinstehende Mütter bestanden die Abschlussprüfung, und fast alle wurden von Vil Uyana als Angestellte übernommen. Nicole Häusler hat im September 2008 eine Kurzzeitforschung bei Jetwing über dieses Projekt durchgeführt und wird die Ergebnisse vorstellen.
Zur Einstimmung wird empfohlen, sich folgenden Film anzuschauen: „We dreamed a dream“
Nicole Häusler arbeitet bei mas|contour
Vortrag sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus
Stammtisch 14. April 2009: Vortrag Sabine Minninger: „Die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus – die Verantwortung der Reisebranche“
Das schnelle Wachstum der Tourismusbranche bringt nicht nur ökonomische Vorteile, sondern ist auch verantwortlich für ein beträchtliches Ausmaß an negativen sozio-kulturellen Auswirkungen. Ein Beispiel dafür, welches vor allem in den letzten Jahren zu einem gravierenden Problem wurde, ist die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus. Der international boomende Tourismus ist zwar nicht Ursache des aufgetretenen Phänomens „Kindersextourismus“, erleichtert aber Freiern aus der ganzen Welt den Zugang zu Kindern in ärmeren Ländern, die zur Prostitution gezwungen werden. Somit trägt auch die Tourismusbranche ihre soziale Verantwortung für die Kinderprostitution im Tourismus als Motor einer illegal wachsenden Kindersextourismus-Branche. Die alarmierend steigende Anzahl von Kindern, die jedes Jahr zur Prostitution gezwungen werden, gaben Anlass, dieses Thema zu enttabuisieren und aktiv zu bekämpfen. Die Tourismusbranche, deren Dienstleistungen Kindersextouristen missbrauchen, wurde aufgefordert zu handeln und ihren Kunden gegenüber zum Ausdruck zu bringen, dass sie sich von dieser Art von „Serviceleistung“ klar distanzieren. ECPAT – die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz von Kindern gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung hat einen Verhaltenskodex für die Reisebranche entwickelt, der in den letzten Jahren als wirksamstes Instrument zur Umsetzung von Kinderschutzmaßnahmen umgesetzt wird.
In diesem Vortrag soll das weltweite Ausmaß des Problems aufgewiesen werden, die Hintergründe und Ursachen des Problems, wie die Folgen für die Opfer, aber auch was die Reisebranche und jeder einzelne tun kann um dieses Verbrechen zu bekämpfen.
Sabine Minninger ist Diplom Geographin
Vortrag Schutzgebietsmanagement Dominikanische Republik
Stammtisch 24. Juni 2009: Vortrag Annegret Zimmermann: „Schutzgebietsmanagement durch nachhaltige touristische Entwicklung – Erfahrungen aus der Entwicklungszusammenarbeit in der Dominikanischen Republik“
Die Dominikanische Republik bietet mehr als nur Sonne, Traumstrände und Golfanlagen in All-Inclusive-Anlagen. Jedoch wissen das leider nur Wenige, denn nach wie vor vermarktet sich das Land fast ausschließlich auf dem weltweit „scheinbar“ bewährten Sektor, dem Massentourismus. Zum diesmaligen Stammtisch sollen einige jener Bemühungen, Projekte und Entwicklungen jenseits der Tourismuszentren vorgestellt werden, die weg vom Klischee führen und die Dominikanische Republik in einem anderen, vielfältigen und reizvollen Licht erstrahlen lassen.
Annegret Zimmermann ist Mitglied bei GATE e.V.
Vortrag Inclusive Business
Stammtisch 27. Juli 2009: Vortrag Hendrik Wintjen: „Inclusive Business: Ein neuartiger Ansatz für eine nachhaltige Wirtschaftsweise“
Diskutiert werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich zur Corporate Social Responsibility und Herausforderungen und erste Erfahrungen bei der Umsetzung im Tourismussektor im Kontext der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.
Hendrik Wintjen ist freiberuflicher Tourismusberater
Vortrag Ökotourismus in Schutzgebieten
Stammtisch 24. August 2009: Vortrag Michael Kleinod: „Naturschutz durch Naturgenuss – Ökotourismus in Schutzgebiete als Konzept und Praxis am Beispiel des Pu Luong Naturschutzreservates“
Dieser Vortrag untersucht das Konzept „Ökotourismus in Naturschutzgebiete“ aus soziologischer Perspektive. Dabei soll die Logik des ‚Natur(und Kultur-)schutzes-durch-Natur(und Kultur-)genuss‘ erläutert werden. Damit wird weiterhin die kulturelle/historische Bedingtheit und Widersprüchlichkeit dieses Konzeptes aufgezeigt, indem es als Resultat globalisierter (hegemonialer) Diskurse um Entwicklung, Naturschutz und Tourismus unter dem Paradigma der Nachhaltigkeit und damit als Ausdruck gesellschaftlicher Herrschaft verstanden wird.
Wie das widersprüchliche Konzept konkret (lokal) praktisch wirksam wird, illustriert das Beispiel des „Community Based Tourism im Pu Luong Naturschutzreservat“ in Nordvietnam. Dabei wird u.a. das Problem des Kulturbegriffs im Nachhaltigkeitsparadigma greifbar sowie die durch Ökotourismus als Konzept und Praxis geschaffene/bestärkte soziale Ungleichheit. Es geht um drei inhaltliche Schwerpunkte:
a) Die kulturelle Bedingtheit und innere Widersprüchlichkeit des Konzeptes „Ökotourismus“ als Konvergenzpunkt der historischen Diskurse um 1. Entwicklung, 2. Naturschutz und 3. Tourismus;
b) Den Einfluss dieser kulturellen Implikationen (z.B. die spezifische Bedeutung von „Natur“ oder „Kultur“) auf die faktischen Aussagen der Akteure über ihre Praxis;
c) Den kritischen Blick auf lokal realisierte (sozial konstruierte) Ungleichheiten, die (auch) Resultat einer am herrschenden Nachhaltigkeitskonzept „Ökotourismus“ orientierten Praxis sind.
Links:
CBD (Convention on Biological Diversity)-Querschnittsthema „Tourism and Biodiversity“
Homepage Pu Luong Nature Reserve
Social Report Pu Luong
Ecotourism in Vietnam: Potential and Reality
Vortrag Klimawandel und Tourismus in Thailand
Stammtisch 29. September 2009: Vortrag Katja Plume: „Klimawandel und Tourismus: das Beispiel Mu Ko Chang in Thailand“
Thailands Tourismus profitiert in hohem Maße von seinem Klima und den natürlichen Ressourcen, die das Land zu bieten hat: Meer, Strände mit Palmen, tropische Inseln und Korallenriffe. Inwiefern wird der Klimawandel diese Ressourcen und somit den Tourismus in Thailand beeinflussen und wie ist der Wissensstand darum bei den Beschäftigten im Tourismussektor? Vorgestellt wird eine Untersuchung zu diesen Themen, die in der Region Mu Koh Chang im Golf von Thailand durchgeführt wurde.
Katja Plume ist Mitglied bei GATE e.V.
Vortrag Tourismusentwicklungsprojekte in entlegenen Bergregionen
Stammtisch 17. November 2009: Vortrag Judith Kloiber: „Schaffung alternativer Einkommen in entlegenen Bergregionen – Tourismusentwicklungsprojekte in Tadschikistan und Kirgistan“
Die einstige Sowjetrepublik Kirgistan feierte 2001 das „Jahr des Tourismus“ und erleichterte ihre Einreisebedingungen für den internationalen Markt. Seither haben zahlreiche internationale Organisationen die Förderung touristischer Angebote und Strukturen in das Portfolio ihrer Entwicklungsprogramme aufgenommen, nicht nur in Kirgistan, sondern auch im benachbarten Tadschikistan. Im Rahmen des Vortrages sollen verschiedene Projekte und deren Ansätze vorgestellt und diskutiert werden. Besonderes Augenmerk soll dabei verschiednen Organisationsstrukturen gewidmet werden, die zur Implementierung der Entwicklungsprogramme sowie zur Vernetzung der touristischen Akteure eingerichtet wurden.
Judith Kloiber ist Mitglied bei GATE e.V.
Vortrag tourismusinduzierte Geldströme in Montenegro
Stammtisch 26. Januar 2010: Vortrag Thomas Frommhold: „Wohin geht der Touristen-Euro? Vorstellung eines GTZ-Projekts zu den tourismusinduzierten Geldströmen in Montenegro“
Der Tourismus ist der wichtigste und zukunftsträchtigste Wirtschaftszweig Montenegros. Der 620.000 Einwohner zählende Staat ist laut WTTC seit Jahren eines der wachstumsstärksten Reiseländer. Die Schwerpunkte der Tourismusentwicklung lassen sich entlang der ca. 250 km langen Adriaküste finden. Die Bucht von Kotor, Budva und Ulcinj sind seit vielen Jahrzehnten Zentren des Badetourismus. Das Hinterland ist in die touristische Wertschöpfung bisher jedoch kaum integriert. Die Aktivitäten der GTZ konzentrieren sich daher auf die Bereiche Destinations- und Produktentwicklung in den nördlichen Bergregionen des seit 2006 unabhängigen Landes, die über ein enormes Potential für den natur- und erlebnisorientierten Tourismus verfügen. Doch wie verteilt sich das durch den Tourismus generierte Einkommen bisher? Welche ökonomischen Effekte rufen verschiedene Unterkunftsarten und -kategorien in den verschiedenen Regionen des Landes hervor? Diesen Fragen geht eine Untersuchung der GTZ nach, die in Kooperation mit mehr als 100 Tourismusbetrieben des Landes durchgeführt wurde.
Thomas Frommhold ist freiberuflicher Tourismusberater
Vortrag Tourismus in der Klimapolitik
Stammtisch 16. Februar 2010: Vortrag Sabine Minninger: „Von Hopenhagen zu Floppenhagen – Tourismus in der internationalen Klimapolitik“
Tourismus ist zum einen Opfer des globalen Klimawandels, zum anderen tragen auch die touristischen Emissionen zur globalen Erwärmung bei. Der Anteil des Tourismus zu den Treibhausgasen beträgt 5-12 % und ist von daher bereits jetzt nicht unerheblich. Gefährlich sind aber vor allem die hohen Wachstumsraten. Innerhalb der internationalen Klimaverhandlungen ist Tourismus kein Verhandlungsgegenstand, dennoch taucht Tourismus im UNFCCC-Prozess zweimal signifikant auf: 1. Bei den Verhandlungen der Flug- und Schiffverkehrsemissionen (bunker emissions), die einen Großteil der touristischen Emissionen ausmachen und bisher in kein verbindliches Regelwerk zur Emissionsreduktion eingebunden sind. 2. Als Ausrede, die bunker emissions keinen Regulierungen zu unterwerfen, da der Tourismus in fast allen ärmsten Ländern der Erde als Entwicklungsmotor gilt und durch diese Klimaschutzmaßnahme empfindlich gestört werden könnte.
Welche Rolle spielt Tourismus in der internationalen Klimapolitik, welche Positionen vertritt die UNWTO? Darf der internationale Tourismus generell als Entwicklungsmotor innerhalb des UNFCCC-Prozesses dargestellt werden? Was bedeutet Klimagerechtigkeit im Tourismus und welche NGOs engagieren sich in diesem Feld? Diese Fragen sollen in der gemeinsamen Diskussion vertieft werden.
Sabine Minninger ist zuständig für Tourismus und Klimawandel bei EED Tourism Watch