Stammtisch 12. Juni 2007: Vortrag Sarah Fischer: „Workcamps – zwischen Entwicklungshilfe und Massentourismus?“
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben viele Jugendliche und junge Erwachsene die Möglichkeit genutzt, über eine der verschiedenen europäischen Entsendeorganisationen ein Workcamp in Europa und vor allem Übersee zu besuchen. Sie arbeiten zwei bis vier Wochen mit Teilnehmer/innen aus verschiedenen Ländern in einem gemeinnützigen Projekt zusammen und bekommen dafür freie Unterkunft und Verpflegung.
Workcamps haben viele unterschiedliche Ziele – vor allem wegen der verschiedenen Beteiligten:
Hilfe durch Arbeitskräfte für verschiedene Projekte, Begegnung und kultureller Austausch auf internationaler Ebene, finanzielle Hilfe – auch längerfristig, Prestige, Zugang zum Land, Urlaub und Freizeit, Absetzung vom Massentourismus, preiswerte Art zu reisen, Entwicklungshilfe, ….
Nationale wie auch internationale Workcamps werden in Deutschland vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend finanziell unterstützt und müssen bestimmte Zielsetzungen einhalten. Tourismus darf in keinem Fall auftauchen, da es eine Begegnung sein soll, die nicht Urlaub und Reisen als Ziel hat, sondern einen interkulturellen Dialog. Dies steht jedoch in Widerspruch zur Realität der Teilnehmer/innen.
Wir haben auf dem Stammtisch diskutiert, welche Perspektiven dieser „Volunteer Tourism“ hat und welche Ziele mit dem Konzept erreichbar und vertretbar sind. Welche Bedeutung haben Workcamps für den Tourismus?
Zur weiteren Information sind folgende Websites interessant:
Center for International Voluntary Service CIVS Kenya
Greenway Thailand
IJGD Deutschland
Workcamps … peacing the world together
Kategorie: Themenabend
Vortrag Tourism in the Indian Ocean
Stammtisch 10. Juli 2007: Vortrag Carsten Wergin: „Tourism in the Indian Ocean: A Multisited Approach„
In einer kleinen Runde haben wir auf unserem bereits sechsten Stammtisch über ein potentielles Forschungsthema von Carsten Wergin gesprochen. Er hat vor, eine Forschung über drei verschiedenen Destinationen im Indischen Ozean durchzuführen: Broome (Australien), Sri Lanka und Rodrigues (Mauritius). Diese Destinationen haben gemeinsam, dass für den Tourismus Natur und Kultur wieder entdeckt wird, Traditionen neu dargestellt werden. Ziel der Forschung ist die Frage, inwiefern Debatten zu den Themen Heritage Tourism, Eco Tourism, Sustainable Tourism u.a. Auswirkungen auf die Darstellung und Wahrnehmung von Tradition und Natur vor Ort haben. In einer angeregten Diskussion haben wir uns mit dem Rahmen und Thema generell sowie den verschiedenen Möglichkeiten einer Annäherung auseinander gesetzt.
Vortrag nachhaltiger Tourismus in Äthiopien
Stammtisch 4. September 2007: Vortrag Isabelle Schunck: „Armutsbekämpfung durch Nachhaltigen Tourismus am Beispiel der ST-EP-Initiative der UNWTO in Äthiopien“
Die Arbeit analysiert zum einen das Programm der ST-EP-Initiative der UNWTO (Welttourismusorganisation) und beschreibt und untersucht zum andern ein konkretes Beispiel, d. h. unter anderem eine Lodge, in Äthiopien. Dabei wurden viele Expertengespräche mit Interessensvertretern des Tourismus in Äthiopien sowie Gespräche mit benachteiligten Menschen in ländlichen Regionen geführt. Die Arbeit gibt im Sinne des sozialverantwortlichen Tourismus schließlich Handlungsempfehlungen an die UNWTO.
Vortrag „Posada Amazonas“ in Peru
Stammtsich 5. November 2007: Vortrag Nicole Häusler: Bericht über das Joint Venture „Posada Amazonas“ in Peru
Die Ökolodge Posada Amazonas im Amazonasgebiet von Peru ist ein Joint Venture zwischen dem peruanischen Reiseveranstalter Rainforest Expeditions und der Gemeinde Infierno, die um die 150 Haushalte zählt. Nach 20 Jahren gemeinsamer Zusammenarbeit soll die Gemeinde das Management der Lodge selbstständig übernehmen. Das Projekt befindet sich nun in seinem elften Jahr. Nicole Häusler hat während ihres Aufenthalts in der Posada im April 2007 eine Situationsanalyse durchgeführt und hat ihre Ergebnisse zur Diskussion gestellt.
Vortrag Reisejournalismus
Stammtisch 11. Dezember 2007: Vortrag Martin H. Petrich: „Reisejournalismus zwischen Marketing und Hintergrundreportage“
„Reisejournalisten haben es gut. Sie machen Urlaub und werden dafür bezahlt. Zudem widmen sie sich nur den sonnigen Seiten eines Landes und ignorieren dessen Probleme“. Diese Meinung ist weit verbreitet. Sind Reisejournalisten gekaufte Vermarkter, die mit der rosaroten Brille durch eine Destination reisen und alles Unangenehme ausblenden? Wo bleibt die kritische Distanz, wenn sie zu einer Pressereise eingeladen werden? Anhand von praktischen Beispielen, u. a. zu Birma (Myanmar) und Sri Lanka, möchte Martin Petrich über den Balance-Akt des Schreibens sprechen. Er hat mehrere Reiseführer für den Dumont Reiseverlag verfasst und schreibt für Tageszeitungen und Magazine.
Vortrag Ethno-Tourismus in Bolivien
Stammtisch 5. Februar 2008: Vortrag Anja Weber: „Interessen und Akteure im Tourismus. Das Beispiel des Ethno-Tourismus in Tarabuco/Bolivien“
Schon seit mehreren Jahrzehnten kommen Touristen nach Tarabuco, einem Dorf in den bolivianischen Anden. Der Vortrag basierte auf einer Forschung und einer sich anschließenden Magisterarbeit mit dem Thema „Interessen und Akteure im Tourismus – Das Beispiel des Ethnotourismus in Bolivien“. Dabei sollten die unterschiedlichen Facetten, Akteure und Interessen(-skonflikte) des Tourismus aufgezeigt und diskutiert werden.
Ein interessanter Diskussionsansatz könnte auf den beiden Frage basieren, was (1) gemeindeorientierter Tourismus bedeutet – auch für die jeweils unterschiedlichen Akteure – und (2) welche Faktoren eine Rolle spielen? Hintergrund bildet der sich weltweit immer weiter ausbreitende und wichtiger werdende Wirtschaftszweig Tourismus für ländliche Gemeinden und die Tatsache, dass auch innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit der gemeindeorientierte Tourismus als Projekt-Strategie zur Armutsbekämpfung eine immer größere Aufmerksamkeit zugedacht wird.
Einige Informationen zum Thema bietet folgender Artikel:
30 Jahre Tourismus in Tarabuco/Bolivien – oder erste Erfahrungen einer Feldforschung
Vortrag Tourismus und Armutsbekämpfung in der Mongolei
Stammtisch 3. März 2008: Vortrag Matthias Beyer: „Armutsbekämpfung in der Inneren Mongolei – Tourismus als letzte Chance!?“
Seit Generationen leben die Einwohner der Inneren Mongolei vor allem von der Viehzucht. Ausbleibende Niederschläge sowie eine enorme Zunahme des Viehbestandes in den vergangenen Jahrzehnten haben jedoch dazu geführt, dass die Weideflächen für die Viehzucht immer weniger nutzbar sind. Die Folge ist, dass die Bewohner mittel- bis langfristig nicht mehr von der Viehzucht leben bzw. überleben können. Der Einstieg in den Tourismus wird nun als Lösungsweg angesehen, um die traditionelle Lebensweise und ökonomische Existenz der lokalen Bevölkerung langfristig zu sichern. Ob diese Strategie realistisch ist und wie diese umgesetzt werden kann, soll im Rahmen des Vortrages näher erörtert werden.
Matthias Beyer arbeitet bei mas|contour
Vortrag Kulturverträglicher Tourismus in Indigenengebieten
Stammtisch 7. April 2008: Vortrag Dr. Arnold Groh: „Kulturverträglicher Tourismus in Indigenengebieten“
Mit der im September 2007 angenommenen Indigenous Rights Declaration, die nun eine Ergänzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte darstellt, ist auf höchster politischer Ebene die kulturelle und territoriale Autonomie Indigener festgestellt worden. Dies hat weitreichende Konsequenzen für den Tourismus. Es sollen Forschung und anwendungsorientierte Projekte vorgestellt werden, die den Erfordernissen einer Cultural Sustainability Rechnung tragen, und die zugleich neue Perspektiven für den Tourismus eröffnen.
Dr. Arnold Groh beschäftigt sich mit Structural Analysis of Cultural Systems an der TU Berlin
Vortrag Entwicklungszusammenarbeit und Tourismus in Zentralasien
Stammtisch 6. Mai 2008 (Dieser Termin ist leider kurzfristig ausgefallen): Vortrag Judith Kloiber: „Junge Destinationen konstituieren und nachhaltig gestalten – Ziele und Vorgehensweisen in der Entwicklungszusammenarbeit beim Aufbau von Tourismus-/Destinationsorganisationen am Beispiel ausgewählter Projekte in Zentralasien (Kirgisien und Tadschikistan)“
Die Bereiche Tourismusmarketing und nachhaltige Destinationsplanung wurden laut einer Publikation der GTZ (2007) in ihrer Bedeutung „für eine erfolgreiche touristische Entwicklung bzw. für die Erreichung entwicklungspolitischer Ziele lange Zeit verkannt oder unterschätzt.“ Auch sei die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen und Förderung von good governance bisher völlig vernachlässigt worden. Entsprechend wird empfohlen, bei der Festlegung förderungswürdiger Aktivitätenfelder deutlich mehr Priorität diesen Bereichen in Zukunft einzuräumen.
In Kirgisien und Tadschikistan haben sich in der jüngeren Vergangenheit verschiedene internationale Entwicklungsorganisationen vermehrt diesen Themen zugewandt. So entstanden zunächst touristische Vereine oder Netzwerke auf kommunaler, regionaler, nationaler sowie transnationaler Ebene, welche vor allem aus CBT-Initiativen und Ecotourismusprojekten hervorgingen. Diese repräsentieren zwar einzelne Destinationen (zumeist) als einzige touristische Organisation innerhalb ihrer Region, agieren aber mit nur sehr geringer Unterstützung seitens der staatlichen Behörden.
Im Sinne einer nachhaltigen Destinationsplanung sollen jedoch die Bemühungen verstärkt werden, neue touristische Strukturen als Teil einer integrierten Regionalplanung zu etablieren. Diesbezüglich sollen potentielle Gestaltungsmöglichkeiten (Ziele, Strukturen, Verantwortlichkeiten und Aufgaben) von Tourismus-/Destinationsorganisationen diskutiert werden, die den Interessen des öffentlichen und privaten Sektors, der Bevölkerung wie auch der nicht-touristischen Organisationen am besten entgegenkommen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie die Rolle einer Entwicklungsorganisation bei der Planung und Umsetzung solcher Vorhaben gestaltet werden kann.
Vortrag Migration und Tourismus in Marokko
Stammtisch 3. Juni 2008: Vortrag Frederic Schmachtel: „Migration und Tourismus in Marokko: Der Einfluss von Migranten auf die Tourismusentwicklung“
Migration und Tourismus werden, aufgrund zunächst sehr unterschiedlicher Ausgangspositionen und Beweggründen der Betroffenen, meist als getrennte, sogar entgegengesetzte Phänomene betrachtet. Jedoch werden verschiedene Mobilitätsformen vermehrt auf Parallelen und Wechselwirkungen hin betrachtet. In Debatten um entwicklungspolitische Potenziale von Tourismus werden z.B. teilweise die Auswirkungen von Tourismusentwicklung auf Migrationsbewegungen in Touristengebiete diskutiert. Die unterschiedlichen Bedeutungen bestimmter Orte der Mobilität (Hotels, Flughäfen, Grenzen, etc.) für Migranten und Touristen werden analysiert. Außerdem gesellen sich zum typischen „Birkenstock-Touristen“ zunehmend Formen wie „Work and Travel Tourismus“ (oder „-Migration“?) oder saisonale bzw. Altersmigration in Touristengebiete, die nicht eindeutig einzuordnen sind.
Eine weitere, wenig diskutierte „Mischform“ sind Migranten, die Tourismus in ihren Herkunftsländern beeinflussen. In Marokko stellten Migranten 2005 2,7 von 6 Millionen internationalen Touristen – was in einem Land, das stark auf Tourismusentwicklung setzt, beachtlich ist. Außerdem bieten Migranten Tourismusangebote in Marokko an, beeinflussen also auch aktiv den Tourismussektor. Das wirft einige Fragen auf: Welche Rolle haben Ferien in Marokko für marokkanische Migranten und ihre Beziehungen zum Herkunftsland? Wie positionieren sie sich im Dreieck zwischen Touristen, Einheimischen und Tourismusdienstleistern? Wie wird ihr Engagement im Tourismussektor gefördert (oder auch nicht)? Mit welchen Mitteln beeinflussen sie Tourismusentwicklung in Marokko?
Diese Fragen stellen den Kern einer Masterarbeit dar, die aber noch nicht fertiggestellt ist. Vorläufige Ergebnisse aus Recherchen und Interviews sollen während des Stammtischs vorgestellt, aber vor allem diskutiert werden.