Sustainability and Accountability of the Indian Hotel Industry
Bei der kritischen Betrachtung der indischen Hotelindustrie hat man es mit verschiedenen Problematiken aus unterschiedlichen Themenfeldern zu tun: Zum einen werden immer wieder Naturschutz- und Arbeitsschutz-Gesetze verletzt, zum anderen gibt es kritische Bereiche, für die es gar nicht erst Regulierungen oder Richtlinien gibt.
So begünstigt die Hotelindustrie die Fortführung hierarchischer Sozialstrukturen, durch die Bestätigung solcher in den Arbeitsstrukturen. Dies spiegelt sich zum Beispiel in der Beschäftigung von Bevölkerungsgruppen, wie Frauen, Angehörigen niedriger Kasten und indigenen Gemeinden in ausschließlich für diese Gruppen „traditionell“ vorgesehenen Positionen wieder. Darüber hinaus verkauft der Tourismus, was er nicht kreiert hat, in dem zum Beispiel kulturelle Traditionen/Rituale für Touristen genutzt und dabei oftmals auch noch neu-interpretiert und so verändert werden. Weiterhin verschärft die Industrie die Ungleichheiten in der Gesellschaft im ökonomischen Bereich, da gute und gut bezahlte Arbeitsstellen zum Beispiel nur an Personen mit sehr guten Englischkenntnissen vergeben werden; diese zu erwerben ist aber meist den besser situierten Gesellschaftsschichten vorbehalten.
Die indische NGO Equations, die sich insbesondere mit den Auswirkungen des Tourismus auf das Land beschäftigt, hat im Rahmen einer Studie beleuchtet, inwieweit der Hotelsektor in verschiedenen touristischen Regionen Indiens, wie z.B. in einem bekannten Tiger Reservat, seiner Verantwortung gerecht wird, nachhaltig sein kann und das Leben der einheimischen Menschen beeinflusst.
Die Ergebnisse sind größtenteils ernüchternd. Da es sich um einen nachfragegesteuerten Markt handelt und es keine Regulierungen für Hotels gibt, haben diese regelrecht freie Hand, wie sie wirtschaften und ob Nachhaltigkeit dabei überhaupt eine Rolle spielt. Dies ist in den meisten Fälle nicht gegeben, da die Nachfrage bislang besonders nach günstigem Tiger-Beobachtungstourismus geboomt hat. Zwar erlebt die Branche derzeit eine Veränderung, vom Wildlife-Tourismus hin zu einem Luxus-Tourismus, doch auch das bringt überwiegend keine positiven Veränderungen. Ganz im Gegenteil zeigt ein Beispiel, bei dem ein Luxus-Resort direkt an einem Flussufer gebaut wurde, das zuvor von der lokalen Bevölkerung für tägliche Arbeiten wie der Wäsche und für die Versorgung von Herden mit Wasser genutzt wurde. Da das Resort das Flussufer nun weiträumig eingezäunt und somit einfach privatisiert hat, ist die lokale Bevölkerung gezwungen sich nun mit einigen Kilometern Umweg täglich eine andere Stelle für ihre täglichen Aktivitäten zu suchen.
Solche Luxus-Resorts, die ihre Gäste mit Klimaanlagen und privaten Pools verwöhnen, befinden sich vielfach genau in wasserarmen Regionen, die außerdem keinen Zugang zu Elektrizität haben. Den lokalen Gemeinden davon etwas zugute kommen zu lassen, in dem die Resorts zum Beispiel eine lokale Schule mit Elektrizität für ein paar Stunden täglich versorgen, kommt dabei meist für die Betreiber nicht in Frage. Die Stromversorgung werde komplett für die Bedürfnisse der Gäste benötigt.
Weitere negative Beispiele sind Hotels, die illegal direkt am Meeresufer erbaut werden, Wäsche die auch von großen Hotels mit verschmutzenden Waschmitteln in örtlichen Flüssen gewaschen werden, Hotels die große Strand-Abschnitte unerlaubterweise privatisieren oder aber die prekären Arbeitsbedingungen, die z.B. durch Kurzzeit-Verträge und die Praxis der Unberührbarkeit bestehen.
Nachhaltige Praktiken, die in der Umsetzung einfach und kostengünstig wären, wie zum Beispiel der lokale Einkauf von Lebensmitteln aus der Region, wodurch die lokale Wirtschaft angekurbelt werden könnte, werden von den meisten Hotels nicht impliziert. Stattdessen wird sich mit angeblich nachhaltigen Projekten gerühmt, bei denen Gäste ermutigt werden zu spenden, um Schuhe für die lokale Bevölkerung zu kaufen. Dass es sich hierbei eher um Almosen handelt und so wieder ein System der Abhängigkeit geschaffen wird, ist leicht zu durchschauen.
Alles in Allem lässt sich sagen, dass der Erfolg der Hotel-Industrie der lokalen Bevölkerung nicht zugute kommt.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert Equations eine öffentliche und transparente Berichterstattung der Hotels über die ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen ihres Handelns, außerdem die Beendigung der illegalen Privatisierung von Land und die Beachtung der bestehenden Umwelt- und Arbeitsrechts-Gesetze.