Stammtisch 3. Juni 2008: Vortrag Frederic Schmachtel: „Migration und Tourismus in Marokko: Der Einfluss von Migranten auf die Tourismusentwicklung“
Migration und Tourismus werden, aufgrund zunächst sehr unterschiedlicher Ausgangspositionen und Beweggründen der Betroffenen, meist als getrennte, sogar entgegengesetzte Phänomene betrachtet. Jedoch werden verschiedene Mobilitätsformen vermehrt auf Parallelen und Wechselwirkungen hin betrachtet. In Debatten um entwicklungspolitische Potenziale von Tourismus werden z.B. teilweise die Auswirkungen von Tourismusentwicklung auf Migrationsbewegungen in Touristengebiete diskutiert. Die unterschiedlichen Bedeutungen bestimmter Orte der Mobilität (Hotels, Flughäfen, Grenzen, etc.) für Migranten und Touristen werden analysiert. Außerdem gesellen sich zum typischen „Birkenstock-Touristen“ zunehmend Formen wie „Work and Travel Tourismus“ (oder „-Migration“?) oder saisonale bzw. Altersmigration in Touristengebiete, die nicht eindeutig einzuordnen sind.
Eine weitere, wenig diskutierte „Mischform“ sind Migranten, die Tourismus in ihren Herkunftsländern beeinflussen. In Marokko stellten Migranten 2005 2,7 von 6 Millionen internationalen Touristen – was in einem Land, das stark auf Tourismusentwicklung setzt, beachtlich ist. Außerdem bieten Migranten Tourismusangebote in Marokko an, beeinflussen also auch aktiv den Tourismussektor. Das wirft einige Fragen auf: Welche Rolle haben Ferien in Marokko für marokkanische Migranten und ihre Beziehungen zum Herkunftsland? Wie positionieren sie sich im Dreieck zwischen Touristen, Einheimischen und Tourismusdienstleistern? Wie wird ihr Engagement im Tourismussektor gefördert (oder auch nicht)? Mit welchen Mitteln beeinflussen sie Tourismusentwicklung in Marokko?
Diese Fragen stellen den Kern einer Masterarbeit dar, die aber noch nicht fertiggestellt ist. Vorläufige Ergebnisse aus Recherchen und Interviews sollen während des Stammtischs vorgestellt, aber vor allem diskutiert werden.