Bericht GATE-Themenabend 16.10.2018

Für den Erfolg des Produkts zählen in der Gestaltung von (Fern)-Reisen die verschiedensten Dinge: ein gutes Programm, die richtige Länge, ein angemessener Preis uvm. Dass letztlich das Gelingen der Reise und das Erlebnis der Gäste/Reisenden aber hauptsächlich vom Reiseleiter abhängt, war lange nicht im Fokus der Reiseveranstalter. Ein Reiseverlauf kann auf dem Papier perfekt wirken und geplant sein, wenn der Reiseleiter aber keine Erfahrungen in der Führung von Gruppen anderer Kulturkreise hat, keine interkulturellen Schulungen durchlaufen hat und keine Chance hat, sich auf den Hintergrund und die Erwartungen der Reisenden einzustellen, dann sind die Chancen der Begegnungen auf Augenhöhe, des beidseitigen Lernens und des interkulturellen Austauschs, die das Reisen bietet, schnell vertan.

Dr. Gökhan Tuncer hat, gemeinsam mit dem Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung, mittlerweile in rund 60 Reiseleiter-Trainings in Entwicklungsländern weltweit Guides darauf vorbereitet für (deutsche) Touristen nicht nur Navigator im fremden Land, sondern auch Psychologe, Vermittler und Entertainer mit kultureller Kompetenz und Hintergrundwissen zu sein. Wichtigstes Learning dabei: Die Selbst-Wahrnehmung der Guides ist meist eine und dieselbe, sie sehen sich als Botschafter ihres Landes. Doch was macht ein Botschafter? Nur über die schönen Seiten sprechen und diese Stolz zeigen; die Schattenseiten, kritische Themen und ähnliches werden lieber gekonnt umgangen. Doch genau das ist es, was viele (deutsche) Reisende wollen; sie wollen das echte Land kennen lernen, über Politik sprechen, etwas über die Rolle der Frau wissen etc. Da die Reiseleiter-Ausbildungen aber vielerorts eine rein frontale Ausbildung ist, in der praktische Erfahrungen viel zu kurz kommen, sind die Guides auf Situationen, in denen es zu solchen Themen kommt, meist nicht vorbereitet und wissen diese nicht zu handlen.

Die Trainings des Arbeitskreises/Dr. Tuncers zielen daher darauf ab, die Guides zu Brückenbauern zu machen, sie fit zu machen um zu erklären, zu verbinden, Verständnis herzustellen und vor allem: Lerneffekte während der Reise zu erzielen. Auf beiden Seiten.

In den letzten Jahren ist auch das Thema Nachhaltigkeit in den Trainings immer wichtiger geworden. Denn: Viele europäische Reiseveranstalter bewerben ihren nachhaltigen Ansatz, das papierlose Büro oder stromsparendes Arbeiten. Wenn die Gäste dann am Reiseziel ankommen herrscht Unverständnis z.B. bei ständig laufendem Motor des Reisebusses. In den bereisten Ländern herrscht in diesem Thema oftmals hingegen der Gedanke vor, dass ein durchgehend klimatisierter Bus den Reisenden wichtig ist. Dass die Reisenden die sich bewusst für einen nachhaltig agierenden Veranstalter entschieden haben, einen viel größeren Wert auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen legen, muss hier erst vermittelt werden. Auch ganz generell etwas zu dem Thema erzählen zu können, müssen viele Guides erst erlernen.

Somit sind intensive Qualifizierungen, die über die Produktschulung des Veranstalters weit hinaus gehen, für Reiseleiter in den Entwicklungsländern überaus wichtig. Hier spielen die Veranstalter selbst eine große Rolle, da viele noch weitaus mehr Bewusstsein dafür entwickeln und Initiative in diese Richtung zeigen sollten, um die Qualifizierung der Guides und somit nicht nur eine nachhaltige und gelungene Reise, sondern vor allem einen Brückenschlag zwischen den Kulturen zu ermöglichen.

Artikel Nicole Häusler und Alberto de la Paz: „Dogmatische Positionen und Pauschalisierungen sind out. Tourismus in der Entwicklungszusammenarbeit – eine Neuorientierung ist erforderlich“

Artikel/Sammelband: Entwicklungszusammenarbeit; Häusler, Nicole und Alberto de la Paz (2002): „Dogmatische Positionen und Pauschalisierungen sind out. Tourismus in der Entwicklungszusammenarbeit – eine Neuorientierung ist erforderlich“

Südostasien-Heft, 1/2002: PDF-Datei, Größe: 125 KB

Dokumentation des Fachgesprächs „Tourismusfachkräfte in der Entwicklungszusammenarbeit“

Dokumentation des Fachgesprächs „Tourismusfachkräfte in der Entwicklungszusammenarbeit“

stattgefunden am 14.06.2012 im Kolpingwerk Deutschland, Köln

 

Durchführung

GATE – Netzwerk, Tourismus, Kultur e.V.

Katja Plume (1. Vorsitzende)

Regina Henke und Anja Weber (Projektleitung)

Kerstin Dahmen und Annegret Zimmermann (Projektmitarbeit)

Matthias Beyer (Moderation)

 

Auftraggeber

Evangelischer Entwicklungsdienst (EED) e.V.

Heinz Fuchs – TOURISM WATCH

 

in Zusammenarbeit mit der

Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Manuel Junck – Sektorvorhaben Tourismus und Nachhaltige Entwicklung

 

Ausführliche Dokumentation des Fachgesprächs als PDF-Datei; Größe: 3,9 MB

Vortrag Akha Experience in Laos

Stammtisch 3. April 2007: Vortrag Katja Plume: „Das Beispiel der Akha Experience in Laos – nachhaltige Entwicklung durch Tourismus in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“
Foto vom Stammtisch am 13. März 2007 Im wie immer gemütlichen Kreis hat uns Katja Plume über das Projekt „The Akha Experience“ berichtet, welches Laosbesuchern in drei Tagen einen Einblick in das Leben und Arbeiten der Akha, einer Minderheit in im Norden Laos, geben soll. In einer kritischen Diskussion über Umweltauswirkungen und wirtschaftliche Anreize setzten wir uns mit der Thematik auseinander.

Für weiterführende Informationen können wir die Website der GTZ empfehlen:
Link www.gtz.de/de/themen/uebergreifende-themen/11009.htm
Dort kann man auch die neue Studie herunterladen:
Download „Tourismus als Handlungsfeld der deutschen Entwicklungszusammenarbeit“ (PDF 2,4 MB)

Vortrag Entwicklungszusammenarbeit und Tourismus in Zentralasien

Stammtisch 6. Mai 2008 (Dieser Termin ist leider kurzfristig ausgefallen): Vortrag Judith Kloiber: „Junge Destinationen konstituieren und nachhaltig gestalten – Ziele und Vorgehensweisen in der Entwicklungszusammenarbeit beim Aufbau von Tourismus-/Destinationsorganisationen am Beispiel ausgewählter Projekte in Zentralasien (Kirgisien und Tadschikistan)“
Die Bereiche Tourismusmarketing und nachhaltige Destinationsplanung wurden laut einer Publikation der GTZ (2007) in ihrer Bedeutung „für eine erfolgreiche touristische Entwicklung bzw. für die Erreichung entwicklungspolitischer Ziele lange Zeit verkannt oder unterschätzt.“ Auch sei die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen und Förderung von good governance bisher völlig vernachlässigt worden. Entsprechend wird empfohlen, bei der Festlegung förderungswürdiger Aktivitätenfelder deutlich mehr Priorität diesen Bereichen in Zukunft einzuräumen.
In Kirgisien und Tadschikistan haben sich in der jüngeren Vergangenheit verschiedene internationale Entwicklungsorganisationen vermehrt diesen Themen zugewandt. So entstanden zunächst touristische Vereine oder Netzwerke auf kommunaler, regionaler, nationaler sowie transnationaler Ebene, welche vor allem aus CBT-Initiativen und Ecotourismusprojekten hervorgingen. Diese repräsentieren zwar einzelne Destinationen (zumeist) als einzige touristische Organisation innerhalb ihrer Region, agieren aber mit nur sehr geringer Unterstützung seitens der staatlichen Behörden.
Im Sinne einer nachhaltigen Destinationsplanung sollen jedoch die Bemühungen verstärkt werden, neue touristische Strukturen als Teil einer integrierten Regionalplanung zu etablieren. Diesbezüglich sollen potentielle Gestaltungsmöglichkeiten (Ziele, Strukturen, Verantwortlichkeiten und Aufgaben) von Tourismus-/Destinationsorganisationen diskutiert werden, die den Interessen des öffentlichen und privaten Sektors, der Bevölkerung wie auch der nicht-touristischen Organisationen am besten entgegenkommen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie die Rolle einer Entwicklungsorganisation bei der Planung und Umsetzung solcher Vorhaben gestaltet werden kann.

Vortrag Tourismusentwicklungsprojekte in entlegenen Bergregionen

Stammtisch 17. November 2009: Vortrag Judith Kloiber: „Schaffung alternativer Einkommen in entlegenen Bergregionen – Tourismusentwicklungsprojekte in Tadschikistan und Kirgistan“
Zentralasien Die einstige Sowjetrepublik Kirgistan feierte 2001 das „Jahr des Tourismus“ und erleichterte ihre Einreisebedingungen für den internationalen Markt. Seither haben zahlreiche internationale Organisationen die Förderung touristischer Angebote und Strukturen in das Portfolio ihrer Entwicklungsprogramme aufgenommen, nicht nur in Kirgistan, sondern auch im benachbarten Tadschikistan. Im Rahmen des Vortrages sollen verschiedene Projekte und deren Ansätze vorgestellt und diskutiert werden. Besonderes Augenmerk soll dabei verschiednen Organisationsstrukturen gewidmet werden, die zur Implementierung der Entwicklungsprogramme sowie zur Vernetzung der touristischen Akteure eingerichtet wurden.

Judith Kloiber ist Mitglied bei GATE e.V.