Stammtisch 28. Jun 2011: Jörn Frenzel: „Ökologische Balance, Wellness und neue kommunale Wachstumsmuster im Bereich des nachhaltigen Tourismus“
„Vatnavinir“ (isländisch für „Wasserfreunde“) sind ein internationales Team von Fachleuten aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Architektur, Design, Marketing, Tourismus, Philosophie und Kunst. Im Zentrum der Bemühungen von „vatnavinir“ stehen Kreativität und soziale Innovation als Katalysatoren einer Neubewertung und gemeinschaftlichen Nutzung von Ressourcen. Die Rolle von „Design“ im Sinne von interdisziplinärer, ganzheitlicher, systemischer Problemlösung sowie der Gestaltung und Moderation von Prozessen nimmt dabei eine besondere Bedeutung ein.
„Vatnavinir“ entwickeln Konzepte, die der vielschichtigen sozioökonomischen Entwicklung und nachhaltigen Nutzung der Geothermie und wilden Natur Islands für den Gesundheits- und Wellnesstourismus dienen. Unter dem Titel „Wellness Country Iceland“ hat das Team Orte und Möglichkeiten dafür identifiziert, sowie landesweite Vorschläge für die Verbesserung alter Bäder und die Entwicklung neuer Heil- und Badestätten erarbeitet. Die isländische Badekultur ist weltweit einzigartig und basiert auf der unverwechselbaren Natur des Landes. Wasser in verschiedensten Formen – heiß und kalt – ist in unberührter Form vorhanden und steht in- und ausländischen Besuchern für eine Vielzahl von Funktionen und Nutzungen zur Verfügung. Das Projekt „Wellness Country Iceland“ zielt auf die Schaffung eines einzigartigen Netzwerkes heißer Bäder in Island ab, die den unterschiedlichsten gesundheitsrelevanten und touristischen Aktivitäten und Erlebnissen dienen. Das Projekt basiert auf der aktiven Zusammenarbeit von Interessensgemeinschaften zur Schaffung von Arbeitsplätzen und nachhaltiger Tourismusstrukturen im ganzen Land.
Mit der Gründung von „vatnavinir Westfjords“ ist der Landesteil Westfjorde im Jahr 2009 konkret in das Landesprojekt eingebunden worden. „Vatnavinir Westfjords“ sind ein Zusammenschluss von Landeigentümern, kleinen Bäderbetreibern, lokalen Verbänden und Verwaltungen sowie Tourismusorganisationen mit dem Team von „vatnavinir“. Momentan nehmen elf Orte mit heißen Quellen teil und haben die Realisierung des konzipierten Netzwerkes verschiedener Pools mit einer Vielzahl von Dienstleistungen für Touristen in Angriff genommen. „Vatnavinir“ beraten die Eigentümer und Kommunen bei der Konzeption, Analyse, Entwicklung und dem architektonischen Design der Orte. Das Ziel dieser Bemühungen sind die umfassende Entwicklung der Westfjorde in den Bereichen Badekultur, Natur, Gesundheit und Erholung sowie eine Aufwertung dieser isolierten Region. Das Projekt Vatnavinir Westfjords erhielt 2010 den von der EU ausgelobten Eden Award und den Titel „European Tourist Destination of Excellence“ für Wassertourismus. Darüber hinaus arbeiten „vatnavinir“ an der Entwicklung von kleinen und größeren Bade- und Tourismusprojekten sowie Landschaftsgestaltungen im ganzen Land, sowohl im städtischen wie im ländlichen Raum und in der Natur.
Die isländische Vereinigung hat den prestigeträchtigen Architekturpreis „Global Award for Sustainable Architecture 2011“ erhalten. Verantwortliche Architekten bei „vatnavinir“ sind Olga Guðrún Sigfúsdóttir, Sigrún Birgisdóttir (beide Island) und Jörn Frenzel (Berlin). Der von der Locus Foundation ausgelobte und unter der Schirmherrschaft der Unesco stehende Preis wird an Architekten verliehen, die sich weltweit Anerkennung für ihre Fortschritte auf dem Gebiet der nachhaltigen Architektur erworben haben. Jedes Jahr werden unter mehr als 200 Bewerbern fünf Preisträger ausgewählt. Frühere Gewinner des Preises, der nun in seinem fünften Jahr besteht, waren u.a. Snøhetta, Architekten des Opernhauses Oslo, Wang Shu, Thomas Herzog, Bijoy Jain und Diébédo Francis Kéré.
Jörn Frenzel ist Architekt, Coach an der School of Design Thinking Potsdam und Gründungsmitglied von „vatnavinir“, Island (Initiative für nachhaltigen geothermalen Tourismus)
Website von Vatnavinir: www.vatnavinir.is