Stammtisch 29. Sept. 2011: Vortrag Heinz Fuchs : „Alles was Recht ist – Menschenrechte und Tourismus“
Die revolutionären Veränderungen in Nordafrika haben die Menschenrechte mitten in die touristischen Hotspots gerückt. Unternehmen suchen nach Ansätzen, wie menschenrechtliche Aspekte in Strategien verantwortlicher Unternehmensführung eingebunden werden können. Dabei werden Begriffe und Konzepte wie „Do no harm“ (richte keinen Schaden an) und „Due diligence“ (besondere Sorgfaltspflicht) aus der Konflikt- und Menschenrechtsarbeit für den Tourismus reflektiert. Auch der staatliche Ordnungsrahmen kommt in Bewegung: Der Tourismusausschuss des Bundestages führte eine Anhörung zum Thema durch und die Parlamentarier werden in Kürze im Plenum über entsprechende Anträge aus der SPD- sowie der CDU/CSU-Fraktion zu Tourismus und Menschenrechten debattieren.
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ – so beginnt die am 10. Dezember 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“. Dieser Erklärung sind seitdem zahlreiche internationale Abkommen und Vereinbarungen gefolgt, welche die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte der Menschen festschreiben und die Staaten in die Pflicht für ihre Umsetzung nehmen. Auch wenn nur einige der Artikel und Abkommen, direkte Bezüge zum Tourismus haben, darf keines der Rechte und Schutzpflichten bei der Tourismusentwicklung vernachlässigt werden. Zweifellos kann Tourismus durch Begegnungen auf Augenhöhe und bei besonderer Sorgfalt der Agenturen und Reiseveranstalter zur Einhaltung und Umsetzung der Menschenrechte beitragen. Andererseits prosperiert der Tourismus aber auch immer wieder dort, wo elementare Rechte missachtet werden. Im Namen der Tourismusentwicklung werden Menschen diskriminiert, in ihrer Meinungsäußerung beschränkt und ihre Beteiligung an Entscheidungen behindert. Bauern und Fischerfamilien werden enteignet, indigene Gemeinschaften von ihrem Land vertrieben und Kinder sexuell ausgebeutet.
Die Zukunft des Tourismus wird davon abhängen, inwiefern er zum Vorteil der Menschen und im Einklang mit Natur und Umwelt gestaltet wird. Damit dies um der Menschen willen gelingt, braucht es auch im Tourismus verbindliche Spielregeln, die sich aus den Staatenpflichten zur Verwirklichung der Menschenrechte ergeben. Es wird in der Diskussion daher auch um die Frage gehen, was Freiwilligkeitsinitiativen und CSR Strategien touristischer Unternehmen zu leisten in der Lage sind und wo die Grenzen der Freiwilligkeit liegen, wenn es um elementare, global geltende Rechte der Menschen und eine daran ausgerichtete Tourismusentwicklung geht.
Heinz Fuchs ist Verantwortlicher für den Bereich Unternehmensverantwortung – Tourism Watch – Fairtrade beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED)
Weiterführende Informationen: Alles was Recht ist – Menschenrechte und Tourismus